AOKen holen sich 37 Millionen Euro zurück

Korruption, Abrechnungsbetrug und Manipulation bleiben ein Problem in unserem komplexen Gesundheitswesen. Nun hat der AOK-Bundesverband seinen Bericht zum Fehlverhalten in den Jahren 2018/2019 vorgelegt. Der größte Schaden ist erneut im Bereich der Pflege entstanden. Platz zwei der wenig rühmlichen Statistik belegt der Arzneimittelbereich. In 443 Fällen haben die AOKen nachgewiesen, dass Apotheken diese Schäden verursacht haben.

Schon seit einigen Jahren sind die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, mit eigenen Abteilungen mutmaßlicher Korruption, Abrechnungsbetrug und Manipulation im Gesundheitswesen nachzugehen. Und diese Arbeit zeigt auch Erfolge. Regelmäßig vermelden die Kassen, sich Millionen von Euro für ihre Versicherten zurückgeholt zu haben.

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Auch der AOK-Bundesverband ließ gestern per Pressemitteilung verlauten, dass die insgesamt elf regional aufgestellten AOKen in den Jahren 2018/2019 mehr als 37 Millionen Euro wieder sicherstellen konnten, die zuvor durch Fehlverhalten als Schaden entstanden sind. Zum zweiten Mal in Folge sei damit ein Höchststand erreicht worden. Allerdings gehen die AOKen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus.

Hotspot Pflege 

Insgesamt gingen bei den AOKen in den Jahren 2018 und 2019 mehr als 11.000 Hinweise auf Fehlverhalten ein, über gut 1.500 davon unterrichteten die Kassen die Staatsanwaltschaft, weil sie eine strafbare Handlung vermuteten. Die meisten Hinweise (3.225) und zugleich die höchsten Rückforderungen (12,69 Millionen Euro) gab es im Bereich der Pflege. Allein 9,78 Millionen Euro gehen auf das Konto von Fehlverhaltensfällen in der häuslichen Krankenpflege. An zweiter Stelle folgen mit gesicherten Forderungen in Höhe von  8,78 Millionen Euro die Arzneimittel – hier gab es 1.539 neue Hinweise. Platz drei in puncto Schaden belegt der Heilmittelbereich mit 4,46 Millionen Euro.

Beipiel: Betrug mit raffinierten Rezeptfälschungen

Der AOK-Bericht schildert einen Fall von Apotheken-Fehlverhalten ausführlich: Über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren wirkten ein Apotheker-Ehepaar, eine ihrer Angestellten, die Inhaberin eine Physiotherapiepraxis und ein Druckereimitarbeiter zusammen. Sie nutzten nahezu perfekte Rezeptfälschungen, die Muster-16-Formulare kamen aus einer externen Druckerei, die (echten) Versichertendaten stammten aus der Physiotherapiepraxis. Die betrügerisch erlangten (hochpreisigen) Arzneimittel wurden anschließend in der eigenen Apotheke auf tatsächliche Verordnungen herausgegeben beziehungsweise über die Großhandelserlaubnis an andere Apotheken weiterverkauft. Der Schaden belief sich auf 80.000 Euro. Nach mühsamen, aber letztlich erfolgreichen Ermittlungen kam es zum Strafprozess, in dem die Beschuldigten in 45 Fällen wegen gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung verurteilt wurden.

Um wirksam gegen Korruption und Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen vorgehen zu können, fordert der AOK-Bundesverband, Schwerpunktstaatsanwaltschaften beziehungsweise Zentralstellen für Straftaten im Gesundheitswesen in allen Bundesländern zu schaffen. „Damit können potenzielle Betrugsfälle noch nachhaltiger erkannt und bearbeitet werden“, so Knut Lambertin, Aufsichtsratsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes für die Versichertenseite.

Der Bericht über die Arbeit und die Ergebnisse der AOK-Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen findet sich auf der Internetseite des AOK-Bundesverbandes.

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