Adipositas: Ärzte können online beim Abnehmen helfen – Heilpraxis
Neue arztgestützte Online-Diät gegen starkes Übergewicht
Über 70 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung sind übergewichtig oder fettleibig. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: hierzulande sind zwei Drittel aller Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozen) übergewichtig – knapp ein Viertel ist adipös. In den USA wurde nun erfolgreich ein kostengünstiges Online Programm zum Abnehmen getestet. Die Beratung kann in die hausärztliche Betreuung integriert werden und hat den Teilnehmenden geholfen, ihr Körpergewicht zu senken.
Starkes Übergewicht wieder loszuwerden stellt für Betroffene eine große Herausforderung dar. Nur wenigen gelingt das Abnehmen und das Halten eines normalen Gewichtes aus eigenem Antrieb. Forschende des amerikanischen Brigham and Women’s Hospital zeigten nun, dass Hausarztpraxen den Abnehm-Prozess positiv über Online-Beratungen unterstützen können. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „JAMA“ präsentiert.
Ärztliches Online-Programm zum Abnehmen
Das Forschungsteam suchte nach einer kostengünstigen und effektiven Methode, um gegen die Volkskrankheit Adipositas vorzugehen. Dazu ließ die Arbeitsgruppe Teilnehmende verschiedene Programme zum Abnehmen über einen Zeitraum von 12 Monaten testen. Am effektivsten erwies sich ein Online-Programm, welches von nicht-klinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt und von vereinzelten ärztlichen Online-Beratungen unterstützt wurde. Die Kombination von gestütztem Abnehmen und ärztlichen Beratungen konnte den Probandinnen und Probanden beim Abnehmen helfen.
Ablauf der Studie
In der Studie wurden 840 Patientinnen und Patienten über einen Zeitraum von 18 Monaten betreut. Die Teilnehmenden waren alle stark übergewichtig oder adipös. Viele litten zudem an Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes. Für die Studie wurden die Probandinnen und Probanden in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt allgemeine Informationen zum Abnehmen per Post und sollte diese selbstständig umsetzen. Eine weitere Gruppe nahm an einem Online-Gewichtsabnahmeprogramm teil, das Mahlzeitenpläne, Aktivitätsverfolgung und Fortschrittsberichte umfasste. Bei der dritten Gruppe wurde das Programm zusätzlich durch regelmäßige ärztliche Online-Beratungen per Videochat ergänzt.
„Die Idee war, verschiedene Strategien zu kombinieren, um zu sehen, ob diese im Rahmen eines Online-Gewichtsabnahmeprogrammes integriert werden können und das Konzept über die Zeit nachhaltig ist“, berichtet Studienautorin Heather Baer, Epidemiologin am Brigham and Women’s Hospital.
Abnehm-Erfolge ließen sich verdoppeln
Die Teilnehmenden, die die Diät auf sich allein gestellt durchführten, verloren innerhalb eines Jahres durchschnittlich 1,4 Prozent ihres Körpergewichtes. Diejenigen, die an dem Online-Programm ohne Beratung teilnahmen, verloren im Durchschnitt 1,9 Prozent ihres Gewichtes. In der Gruppe mit der zusätzlichen Online-Beratung stellten sich die größten Erfolge ein: Hier verloren die Probandinnen und Probanden zwischen drei und fünf Prozent ihres Körpergewichtes.
Die Forschenden bewerten dies als signifikanten Unterschied, zumal es sich um eine verhältnismäßig einfach umzusetzende Methode handelt, die auf Bevölkerungsebene durchgeführt werden könnte.
Gewichtsabnahmen blieben erhalten
Bei einer Kontrolluntersuchung, die 18 Monate nach Beginn der Studie durchgeführt wurden, zeigte sich zudem, dass in der Gruppe mit der kombinierten Online-Behandlung nicht nur die größten, sondern auch die nachhaltigsten Abnehm-Erfolge erzielt werden konnten. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die kombinierte Intervention eine potenziell nachhaltige Gewichtsabnahme auf lange Sicht ermöglicht“, resümiert Baer.
Ein weiterer Vorteil des Programms sei, dass es komplett online durchgeführt werden kann. So sei es beispielsweise auch kein Problem, die Behandlung über die Pandemie hinweg aufrecht zu erhalten und es können auch Menschen erreicht werden, die Schwierigkeiten haben, regelmäßig eine Arztpraxis oder eine Diätgruppe aufzusuchen.
Einschränkungen der Studie
Als Einschränkung der Studie nennen die Forschenden, dass ein Großteil der Teilnehmenden gut gebildet war und über entsprechende technische Möglichkeiten verfügte, um das Online-Programm zu Hause durchzuführen. Bei Menschen mit wenig technischem Verständnis oder bei in Armut lebenden Personen sei das Programm eventuell schwieriger durchzusetzen oder erziele vielleicht nicht die gleichen Ergebnisse. (vb)
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