„Eine der schlimmsten Sünden ist der Weihnachtsteller“
SPIEGEL ONLINE: Ich habe heute schon einen Schokoladenweihnachtsmann verputzt, ein Dutzend Kekse gefuttert und gehe später noch auf den Weihnachtsmarkt zum Glühwein trinken. Welche Auswirkungen hat das auf meinen Körper?
Gahl: Wenn das Ihr tägliches Pensum ist, werden Sie sicher zunehmen, weil Sie mehr Kalorien zu sich nehmen, als Sie brauchen. So geht es vielen. In der Weihnachtszeit bewegen wir uns oft weniger, vielleicht weil es draußen kalt ist oder wir es uns zu Hause mit Familie oder Freunden gemütlich machen. Gleichzeitig schlemmen wir ordentlich. Die überschüssigen Kalorien speichert unser Körper in Fett, um für den Notfall vorzusorgen. Darauf ist er programmiert.
SPIEGEL ONLINE: Wie sehr schadet das Schlemmen zur Weihnachtszeit der Gesundheit?
Gahl: In der Regel kommt der Körper gut damit klar, außer man übertreibt maßlos und verdirbt sich dadurch beispielsweise den Magen. Dass die Hälfte der Menschen in Deutschland übergewichtig ist, liegt aber nicht an der Weihnachtszeit, sondern an den gut 330 anderen Tagen im Jahr. Wer sich den Rest des Jahres ausgewogen ernährt, kann also zu Weihnachten schon mal schlemmen.
SPIEGEL ONLINE: Was ist die schlimmste Kalorienbombe?
Gahl: Ein Essen mit Gans, Rotkohl und Knödel hat je nach Zubereitung um die 800 Kalorien, vor allem wegen der fettigen Haut. Das klingt viel, aber sowas isst man nicht mal eben nebenbei oder jeden Tag. Tückisch sind meist die Süßigkeiten. 100 Gramm Vanillekipferl haben etwa 500 Kalorien, aber machen kaum satt. Im Gegenteil, wer dauernd nascht, bei dem steigt und sinkt der Insulinspiegel häufig und derjenige bekommt umso schneller wieder Hunger.
SPIEGEL ONLINE: Welche Tücken gibt es noch und wie lassen sie sich vermeiden?
Gahl: Eine der schlimmsten Sünden ist der Weihnachtsteller. Weil wir im Vorbeigehen zugreifen und dadurch deutlich mehr Süßigkeiten essen, als wir eigentlich wollen und es sonst tun würden. Aber ehrlich: Jeder liebt Weihnachtsteller. Ich habe auch einen. Ich habe auf meinen aber nicht nur Plätzchen und Schokolade gelegt, sondern auch Mandarinen und Nüsse. Außerdem ist er klein und kommt erst zum 2. Advent auf den Tisch.
SPIEGEL ONLINE: Kann man sich tagsüber Kalorien ansparen, um abends richtig reinzuhauen?
Gahl: Das geht. Am Ende des Tages zählt vor allem die Kalorienbilanz. Wann ich die aufgenommen habe, ist zweitrangig. Ich rate aber davon ab, den ganzen Tag zu hungern, um dann abends das große Weihnachtsmenü zu verschlingen. Denn wer Heißhunger hat, isst umso mehr. Ganz weglassen würde ich Frühstück und Mittag deshalb nicht, aber vielleicht morgens nur einen Joghurt und mittags einen Salat essen.
SPIEGEL ONLINE: Reicht es denn, wenn ich zur Ente Gemüse esse?
Gahl: Das ist schon mal ein guter Anfang. Wer Kalorien sparen will, sollte lieber den Knödel als den Rotkohl weglassen. Statt Krabbencocktail kann man vorweg auch mal einen Feld- oder Endiviensalat servieren. Die haben gerade Saison. Es muss ja auch nicht immer Ente sein. Fischfilet oder ein Rindersteak sind gute Alternativen und haben oft wenige Kalorien.
SPIEGEL ONLINE: Wie werde ich die überflüssigen Pfunde nach Weihnachten wieder los?
Gahl: Eine Crash-Diät ist keine gute Idee. Der Körper schaltet dann in den Notfallmodus und setzt bei der nächsten Gelegenheit umso mehr Fett an – der berühmte Jojo-Effekt. Wer täglich auf etwa 500 Kalorien verzichtet, kann pro Woche ein halbes bis ein Kilo verlieren. Das ist allerdings nur ein Durchschnittswert und schwankt stark von Mensch zu Mensch. Dennoch, wer es diszipliniert angeht, kann in vier bis acht Wochen so wieder sein Ausgangsgewicht erreichen. Das genussvolle Essen zu Weihnachten treibt einen also nicht ins dauerhafte Übergewicht.
Im Video: Diäten – Welche Methode hilft wirklich?
Quelle: Den ganzen Artikel lesen