Gefährlicher Tripper auch durch Küssen übertragbar
Übertragung von Gonorrhoe durch Küsse?
Bisher wurde davon ausgegangen, dass sich Gonorrhoe über sexuellen Kontakt ausbreitet. Neueste Ergebnisse zeigen aber, dass die typischen Aussagen zur Übertragung der Krankheit überdacht werden müssen. Forschende stellten fest, dass auch schon leidenschaftliches Küssen zur Verbreitung von Gonorrhoe beitragen kann.
Bei der Untersuchung der Monash University in Melbourne konnte festgestellt werden, dass sich Gonorrhoe auch über Küsse übertragen lässt. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „British Medical Journal“ (BMJ) veröffentlicht.
Zahl der Erkrankungen von Gonorrhoe nimmt zu
Die veröffentlichten Daten zeigen, dass die Anzahl der Erkrankungen von Gonorrhoe (umgangssprachlich häufig auch als Tripper bezeichnet) in den letzten fünf Jahren um 63 Prozent angestiegen ist, insbesondere bei heterosexuellen Männern und Frauen, die in Städten leben. Zwischen dem Jahr 2012 und dem Jahr 2016 stieg die Zahl bei Männern um 72 Prozent, bei Frauen lag der Anstieg bei 43 Prozent.
Immer mehr Stämme von Gonorrhoe werden resistent gegen Antibiotika
Antibiotikaresistenz und die mangelnde Nutzung von Kondomen wurden als Ursache für die besorgniserregende Prävalenz der Geschlechtskrankheit weitgehend ausgeschlossen, so dass die Medizin lange Zeit vor einem Rätsel stand. Es kamen immer mehr Zweifel an bekannten möglichen Wegen der Übertragung auf. Die Forschenden stellten daher die Hypothese auf, dass auch Küssen die Ausbreitung vorantreiben könnte, weil immer mehr Menschen Oralsex praktizieren.
Küssen kann Gonorrhoe übertragen
Jetzt haben Forschende der Monash University in Melbourne den ersten Beweis erbracht, dass Küssen ein wichtiger Übertragungsweg sein könnte und Kondome möglicherweise nicht ausreichen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Um zu beurteilen, ob sogenannte oropharyngeale Gonorrhoe alleine durch Zungenküsse oder als Teil des Geschlechtsakts übertragen werden kann, sammelten die Forschenden im Jahr 2016 und im Jahr 2017 Informationen von homosexuellen und bisexuellen Probanden.
Daten von 4.643 Männern wurden ausgewertet
Mehr als 11.000 Teilnehmende wurden aufgefordert eine kurze Umfrage zu ihren sexuellen Praktiken zu beantworten und für die Studie wurden dann die Daten von 4.643 Männern (40.6%) ausgewertet. Bei etwas mehr als sechs Prozent der Teilnehmenden wurde eine oropharyngeale Gonorrhoe diagnostiziert. Der Anteil der Männer mit der Erkrankung war geringer, wenn diese sich beim Geschlechtsakt nicht küssten, erläutern die Autoren der Studie.
Küssen ist ein Risikofaktor
Die Ergebnisse legen nahe, dass Küssen mit oder ohne Sex ein Risikofaktor für oropharyngeale Gonorrhoe ist. Nach der Berücksichtigung potenziell anderer einflussreicher Faktoren war die Wahrscheinlichkeit, positiv auf oropharyngeale Gonorrhoe getestet zu werden um 46 Prozent erhöht, wenn die Männer vier oder mehr Partner geküsst hatten, ohne Sex zu haben.
Der Wert war dagegen um 81 Prozent erhöht, wenn die Männer ihre Partner küssten und Sex mit ihnen hatten – jeweils verglichen mit Männern, welche nur mit einem Partner aus einer der oben genannten Kategorien zusammen waren.
Die Gefahr sollte nicht unterschätzt werden
Obwohl es sich lediglich um eine Beobachtungsstudie handelt, warnten die Forschenden davor, dass die Bedeutung der Übertragung von Gonorrhoe durch Küssen nicht unterschätzt und vernachlässigt werden sollte. Die Ergebnisse legen nahe, dass Küssen mit oder ohne Sex ein Risikofaktor für oropharyngeale Gonorrhoe ist. (as)
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