Osteolyse – Ursachen, Symptome und Therapie
Pathologische Osteolyse: Wenn sich die Knochensubstanz auflöst
Die Osteolyse bezeichnet den physiologischen Knochenstoffwechselprozess des Knochenabbaus, der normalerweise im Gleichgewicht mit dem Knochenaufbau (Osteogenese) steht, beziehungsweise mit dem natürlichen Alterungsprozess allmählich zunimmt. Kommt der Osteolyse eine pathologische Bedeutung zu, handelt es sich um eine krankheitsbedingte Knochenauflösung oder Knochenzersetzung unterschiedlicher Ausprägung und aufgrund verschiedener Ursachen. Häufig kommt es im Zusammenhang mit Osteoporose oder Knochenmarkkrebs zu osteolytischen Prozessen. Neben der Behandlung der Grunderkrankung kommt der Gabe von Medikamenten aus der Gruppe der Bisphosphonate eine große Bedeutung zu, um dem Knochenabbau entgegenzuwirken.
Inhaltsverzeichnis
Ein kurzer Überblick
Die folgende Übersicht zu den wichtigsten Fakten bietet eine kurze Zusammenfassung des nachstehenden umfassenden Artikels
- Definition: Als Osteolyse wird der physiologische Prozess des Knochenabbaus bezeichnet, der durch sogenannte Osteoklasten (Fresszellen) erfolgt und einen Teil des natürlichen Knochenumbauprozesses darstellt. Eine pathologische Bedeutung bekommt der Begriff der Osteolyse erst, wenn von einem krankhaft erhöhten Knochenabbau die Rede ist.
- Ursachen und Grunderkrankungen: Eine aktive Knochenresorption wird aufgrund verschiedener Störungen oder Grunderkrankungen hervorgerufen, wie etwa eine Osteoporose oder Knochen(mark)krebs. Es gibt aber auch Formen ohne erkennbaren Auslöser. Die vielfältigen Ursachen bedingen das Vorkommen unterschiedlicher Formen und Ausprägungen der Knochenzersetzung.
- Symptome: Die Symptomatik ist bei den verschiedenen Ausprägungen und Grunderkrankungen sehr variabel. Im fortgeschrittenen Stadium können verschiedene Knochen- oder Gelenkschmerzen auftreten. Instabil gewordene Knochen können leichter brechen und Beschwerden eines Kalziumüberschusses (durch die Freisetzung von Kalzium im Knochenabbauprozess) können die Folge sein.
- Diagnose: Neben der klassischen Röntgenuntersuchung können nuklearmedizinische Verfahren, wie etwa eine Skelett- oder Knochenmarkszintigrafien, über eine mögliche Osteolyse und deren Folgeerscheinungen Aufschluss geben.
- Behandlung: Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach der Grunderkrankung und deren Beschwerdebild. Ergänzend kommen oftmals Bisphosphonate zum Einsatz, um die Knochensubstanz zu schützen und deren Abbau zu hemmen.
Definition
Zunächst bezeichnet die Osteolyse den natürlichen physiologischen Prozess des Knochenabbaus, der im Normalfall im Gleichgewicht mit dem Knochenaufbau (Osteogenese) steht. Dieser sogenannte Knochenumbauprozess erfüllt bei einem gesunden Menschen wichtige Funktionen zum Erhalt und zur ständigen Erneuerung sowie Anpassung unseres Knochen- und Skelettsystems.
Für den Knochenabbau sind auf zellulärer Ebene die Osteoklasten verantwortlich. Diese sind über Hormone des Knochenstoffwechsels kontrolliert und agieren als knochenzersetzende „Fresszellen“. Diesem Zersetzungsprozess steht in gleichem Maße die Aktivität von knochenaufbauenden Osteoblasten gegenüber. Kommt es aufgrund verschiedener Ursachen zu Störungen dieses Prozesses kann dies ein pathologische Bedeutung bekommen. In solchen Fällen spricht man auch von einer aktiven Knochenresorption oder einer krankhaften Knochenauflösung.
Ursachen und Grunderkrankungen
Baut der Körper mehr Knochengewebe ab als auf, muss dies nicht gleich zu einem allgemeinen Knochenabbau in Sinne einer pathogenen Osteolyse führen. So bedingt beispielsweise der natürliche Alterungsprozess auch eine Verschiebung des Gleichgewichts im Knochenstoffwechsel. Ab einem Lebensalter von circa 50 Jahren finden daher selbst bei gesunden Menschen insgesamt mehr Knochenabbauprozesse statt, als im Gegenzug neue Knochensubstanz aufgebaut wird.
Die Ursachen einer pathogenen Osteolyse sind sehr vielfältig und können durch verschiedene Störungen im Körper, andere Grunderkrankungen oder aber auch ohne einen erkennbaren Auslöser auftreten.
Störungen des Knochenumbaus
Im Sinne einer abnormalen Zunahme des Knochenabbaus im Verhältnis zum Knochenaufbau kann diese bei ganz unterschiedlichen Störungsprozessen und Erkrankungen auftreten. Eine relativ weit verbreitete Erkrankung, die mit einem Verlust von Knochengewebe einhergeht, ist die Osteoporose (Knochenschwund). Bei dieser Osteopathie (Knochenkrankheit) findet ein vorzeitiger oder beschleunigter Knochenabbau statt, der zu einer Verminderung der organischen und mineralischen Knochensubstanz und damit zu brüchigen Knochen führt. Oftmals sind hormonelle Ursachen ausschlaggeben, insbesondere bei Frauen nach der Menopause.
Daneben kommt es auch beim Auftreten einer Osteomalzie zu einer reduzierten Knochenmasse. Im Unterschied zur Osteoporose konzentriert sich der Abbau der Knochensubstanz hier auf den mineralischen Anteil. Meist ist ein Kalziummangel, in Verbindung mit einem Vitamin-D-Mangel oder einem gestörten Phosphatstoffwechsel, in diesem Zusammenhang der auslösende Faktor.
Diese Knochenkrankheiten können systemisch sein, das heißt es können alle Knochen davon betroffen sein.
Umschriebene Osteolyse
Des Weiteren können andere Grunderkrankungen einen lokalen Verlust an Knochensubstanz hervorrufen. Hier bewirken lokale Osteoklastenüberaktivitäten räumlich begrenzte Abbauprozesse. Dies wird allgemein als umschriebene Osteolyse bezeichnet. Bei diesem Krankheitsbild entstehen regelrechte Löcher im Knochen, die wie ausgestanzt wirken können.
Als Auslöser für derartige Prozesse kommen viele Krankheiten in Betracht. Darunter fallen beispielsweise Knochentumore oder Knochenzysten, chronisch entzündliche Krankheiten (chronische Polyarthritis, Osteomyelitis) oder auch hormonelle Störungen.
Handelt es sich um Krebs als Auslöser, können sowohl gutartige als auch bösartige Knochentumore in Frage kommen. Aber auch Krebserkrankungen anderer Organe oder maligne hämatologische Tumore, wie etwa verschiedene Leukämien (weißer Blutkrebs), können zu einer umschriebenen Osteolyse führen.
Eine andere Erkrankung, die im Zusammenhang mit einem lokalen Knochenabbau stehen kann, ist die isolierte Form eines Multiplen Myeloms, das sogenannte Plasmozytom. Hierbei handelt es sich um eine Lymphomerkrankung, bei der ein bösartiger Tumor von den Lymphozyten ausgeht (Knochenmarkkrebs). Das typische Bild der ausgestanzten Löcher entsteht dann an den Stellen, wo die Tumorzellen im Knochen wachsen. Häufig ist dies im Bereich des Schädels und man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „Schrotschussschädel“.
Seltener sind Stoffwechselerkrankungen beziehungsweise hormonelle Störungen ursächlich. Löst etwa eine Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus) osteolytische Veränderungen aus, können diese unter anderem im Kiefer- und Gesichtsbereich auftreten.
Zudem kann der Knochenabbau auch im Bereich von eingesetzten Endoprothesen oder Implantaten auftreten (periprothetische Osteolyse). Ein ständiger Fremdkörperkontakt zwischen dem Knochen und dem eingesetzten Material kann zu einem Abrieb und damit zu Verlusten an eigener Knochensubstanz führen. Dies kann eine Lockerung der Prothese oder des Zahnimplantats bedingen. Außerdem können entzündliche Prozesse und Reaktionen des Immunsystems auf eine Infektion zu Knochenabbauprozessen führen – nicht nur in den Bereichen der Prothesen.
Auch werden solche Prozesse im Bereich von Knochentraumata und Frakturen beobachtet, wobei dies auf Störungen im Heilungsprozess zurückzuführen ist. Schädliche Traumata können beispielsweise bei exzessivem Gewichtheben im Schulterbereich entstehen (
Idiopathische Osteolysen
Sehr selten können auch sogenannte idiopathische Osteolysen auftreten. Bei diesen Formen sind die Ursachen unbekannt. Eine dieser seltenen Erkrankungen ist die Phantomknochenkrankheit (Gorham-Stout-Syndrom), wobei es zur vollständigen Auflösung eines einzelnen Knochens kommt.
Nach unterschiedlichen Klassifikationen sind weitere selten auftretende hereditäre (vererbbare) idiopathische Osteolysen beschrieben. Darunter fällt beispielsweise die multizentrische Osteolyse mit oder ohne Nephropathie (Nierenerkrankung). Dieses Syndrom tritt in aller Regel bereits im Kindesalter auf und es kommt zu einem fortschreitenden Verlust von Knochensubstanz mit zunehmendem Alter. Meist sind Hand- und Fußwurzelknochen betroffen. Als Folge kommt es durch Knochendeformierungen zu körperlichen Bewegungseinschränkung. Manchmal bilden sich auch geistige Defizite und Auffälligkeiten im Gesicht aus.
Symptome
Mögliche Symptome hängen von der jeweiligen Ursache oder Grunderkrankung und deren Lokalisation ab. Häufig treten Beschwerden erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf und es zeigen sich nicht selten eher uncharakteristische Beschwerdebilder, die nicht ohne weiteres eindeutig zuzuordnen sind.
Ist eine Knochenauflösung bereits fortgeschritten, sind die betroffenen Knochen instabil und es kommt infolgedessen leichter zu Knochenbrüchen (Frakturen). Außerdem setzt der Prozess vermehrt Kalzium frei, wodurch es zu einem Kalziumüberschuss (Hyperkalzämie) kommen kann. Ein Beispiel dafür ist die osteolytische Hyperkalzämie bei einem Plasmozytom. Die Beschwerden bei einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut sind unterschiedlicher Natur. Neben Kalkablagerungen in verschiedenen Organen (Zum Beispiel der Niere) können unter anderem folgende Symptome auftreten:
- Müdigkeit,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Muskelschwäche,
- Herzrhythmusstörungen,
- eine Bauchspeicheldrüsenentzündung,
- häufiges Wasserlassen,
- Verstopfung,
- psychische Beeinträchtigungen (Konzentrationsmangel, Depression).
Möglicherweise treten in den erkrankten Knochen und Körperregionen auch unterschiedliche Schmerzen auf. Diese werden häufig als Belastungsschmerzen, chronische Schmerzen oder rheumaartige Gelenkschmerzen beschrieben.
Diagnose
Die Diagnose stützt sich vorwiegend auf die Ursachen und auslösenden Erkrankungen und bezieht das Alter und die persönlichen Angaben der Betroffenen zu möglichen Beschwerden mit ein.
Meist geben klassische Röntgenuntersuchungen über vorliegende Osteolysen Aufschluss. Frakturgefährdete Bereiche sowie bereits vorhandene Knochenbrüche können mittels der Röntgenbilder lokalisiert werden. Ist Knochenkrebs die Ursache für die Zersetzungsprozesse können bestimmte radiologische Zeichen Hinweise gegeben, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt.
Auch können Untersuchungsmethoden der Nuklearmedizin helfen, Auflösungserscheinungen der Knochen nachzuweisen. Allerdings ist nicht in jedem Fall eine hohe Sensitivität der Untersuchung für die unterschiedlichen osteolytischen Prozesse gegeben. Entsprechende Möglichkeiten bieten die Skelettszintigrafe (auch Knochenszintigrafie) oder die Knochenmarkszintigrafie. Eine Szintigrafie des Skeletts stellt den lokalen Knochenstoffwechsel dar, der bei einigen Erkrankungen schon frühzeitig erhöht sein kann. Bei der Knochenmarkszintigrafie wird das blutbildende Knochenmark abgebildet, wobei sich möglicherweise auch sehr kleine Osteolysen erkennen lassen, die beispielsweise aufgrund einer Tumorausbreitung entstehen können.
Behandlung
Das Therapiekonzept richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung, insofern diese diagnostiziert werden konnte, und variiert dementsprechend.
Häufig kommt ergänzend zu anderen Behandlungsansätzen eine medikamentöse Therapie mit Bisphosphonaten zum Einsatz. Diese Medikamente (zum Beispiel Pamidronat oder Zolendronat) sollen die Osteoklastenaktivität hemmen, indem sie eine Art Schutzschicht um die Knochen bilden. Dadurch kann der fortschreitende Knochenabbau verzögert und die Frakturgefahr reduziert werden.
Außerdem greifen die Wirkstoffe in den Kalziumstoffwechsel ein, so dass einer Hyperkalzämie mit schädlichen Ablagerungsprozessen von Kalzium in anderen Organen entgegengewirkt wird. Tritt das erwünschte Resultat ein, werden indirekt auch Schmerzen gelindert. Prinzipiell können die Betroffenen zwischen intravenösen Infusionen oder einer Einnahme in Tablettenform wählen. Manchmal wird anstatt entsprechender Bisphosponate auch Calcetonin (zum Beispiel synthetisches Lachs-Calcitonin) angewandt.
Auch aus dem Bereich der Naturheilkunde können verschiedene Maßnahmen ergänzend eingesetzt werden. Hier richten sich die Empfehlungen ebenso in erster Linie nach dem Krankheitsbild der auslösenden Erkrankung. (tf, cs; aktualisiert am 27.11.2018)
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Morbus Paget
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