Mücken-Invasion im Anmarsch – krankheitsübertragende Mückenart in Deutschland angesiedelt
Update vom 11. März 2019: Neue Mückenart in Hessen angesiedelt
Das Senckenberger Forschungsinstitut wies kürzlich eine Population der asiatischen Mückenart Aedes koreicus in Hessen nach. Die Forschenden halten dies für die Vorboten einer flächendeckenden Ausbreitung der exotischen Stechmücke in Deutschland. Die neue Mückenart wurde bereits im Jahr 2015 in Augsburg entdeckt, dann im Jahr 2017 in Wiesbaden. Nun konnte das Forschungsteam in einer aktuellen Untersuchung erneut Larven und Puppen der Exoten finden.
„Es ist daher wahrscheinlich, dass in Hessen eine ganze Population überwintert hat und diese Mücke langsam anfängt, sich in Deutschland auszubreiten“, erklärt Professor Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Forschungsinstitut. Aedes koreicus gilt den Experten zufolge als potentieller Krankheitsüberträger. Die Mücken können sowohl das Virus der Japanischen Enzephalitis als auch das Chikungunya-Virus verbreiten. Des Weiteren gelten sie als Überträger von Fadenwürmern (Dirofilarien). Die Forschenden präsentierten ihre Untersuchungen kürzlich in dem Fachjournal „Parasitology Research“.
Starke Ausbreitung von krankheitsübertragenden Stechmücken
Krankheiten wie Dengue-Fieber, Zika, Chikungunya und Gelbfieber haben weltweit stark zugenommen. Schon längst haben einige Tropenkrankheiten auch Europa erreicht. So hat sich im Jahr 2018 das West-Nil-Fieber bis nach Norditalien ausgebreitet und auch in Tschechien wurden Mücken mit dem Erreger entdeckt. Eine aktuelle Studie untersuchte die Ausbreitung von den zwei gefährlichsten Mücken-Arten und kommt zu dem Ergebnis, dass uns eine Mücken-Plage bevorsteht.
Ein internationales Forschungsteam analysierte kürzlich die bevorstehende Bedrohung, die von durch Stechmücken übertragene Krankheiten ausgeht. Laut den Forschenden hat der Klimawandel günstige Bedingungen für die Ausbreitung von gefährlichen Stechmücken geschaffen. Ebenso beschleunigt laut der Studie die globale Mobilität die Ausbreitung der Mücken. In einigen Jahren werde jeder zweite Mensch in die Reichweite der krankheitsübertragenden Blutsauger kommen, prognostizieren die Studienergebnisse, die kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature“ vorgestellt wurden.
Ägyptische und Asiatische Tigermücken auf dem Vormarsch
Die Tigermücken Aedes aegypti und Aedes albopictus gehören weltweit zu den gefährlichsten Mücken-Arten. Länder mit gemäßigtem Klima wie Deutschland sind bislang weitestgehend von den gefährlichen Stechmücken verschont geblieben, da sich diese Arten nur in wärmeren Gebieten heimisch fühlen. Im Zuge der globalen Erwärmung dringt die Tigermücke jedoch immer weiter in neue Lebensräume vor.
Bald wird jeder zweite Mensch von Tropenkrankheiten bedroht sein
Die Forschungsgruppe identifizierte zunächst die Faktoren, die die Ausbreitung der Tigermücke begünstigen. Dann berechnete das Team mit diesen Faktoren sowie mit den Daten zur Ausbreitung der letzten 40 Jahre, wie sich die Mücke in den kommenden Jahrzehnten ausbreiten wird. „Die Modelle prognostizieren, dass bis zum Jahr 2050 rund die Hälfte der Weltbevölkerung in der Reichweite dieser Arten leben wird“, so die Forschenden.
Viele Stadtgebiete eignen sich als Lebensraum für Tigermücken
„Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um das derzeitige Klima zu reduzieren, werden sich in vielen Stadtgebieten neue Lebensräume für die Tigermücke eröffnen“, warnt Dr. Moritz Kraemer von der University of Oxford (UK) in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Dies könne die Verbreitung von Tropenkrankheiten rasant in die Höhe schnellen lassen und zu regelrechten Epidemien führen.
Jedes Jahr 150 Kilometer neues europäisches Einzugsgebiet
Das Team sammelte historische Daten der Mücken-Arten Aedes aegypti und Aedes albopictus an über 3.000 Standorten in Europa und den USA, die bis in die 1970er zurückreichen. In einem Modell errechneten die Forschenden, welche Lebensräume sich im Jahr 2050 und im Jahr 2080 für die Mücke eignen werden. Dabei wurden auch gängige Reisemuster und Migrationen berücksichtigt. Die Forschenden zeigten, dass sich in Europa die Tigermücke mit einer rasenden Geschwindigkeit verbreitet. Jedes Jahr dehnt sich der Lebensraum der Mücke um rund 150 Kilometer aus. In den USA verbreitet sich die Mücke sogar mit einer Geschwindigkeit von 240 Kilometern pro Jahr Richtung Norden.
Für Deutschland wird insbesondere die asiatische Tigermücke zum Problem
Laut dem Verbreitungsmodell wird sich die Ägyptische Tigermücke vorwiegend in Süditalien und der Türkei verbreiten, wogegen sich die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus voraussichtlich in ganz Europa ausbreiten wird. Innerhalb der nächsten 30 Jahre werden weite Teile Frankreichs und Deutschlands von der Mücke bevölkert sein, so die Forschenden. Bei Mücken in Tschechien wurde das gefährliche West-Nil-Virus bereits gefunden. Ebenso hat sich das Virus an der Adria stark verbreitet.
So können Sie sich schützen
Im Video sehen Sie einige Tipps, wie Sie Mücken aus ihrer Umgebung fernhalten können. Weitere Informationen: Wirksame Hausmittel gegen Mücken.
Welche Faktoren sind die stärksten?
Laut der Analyse wird die Verbreitung zur Zeit am stärksten durch menschliche Bewegungen vorangetrieben. Dies ändere sich jedoch innerhalb der nächsten fünf bis 15 Jahre. Dann erreiche die fortschreitende Erwärmung einen Punkt, an dem die klimatischen Bedingungen von allein die Verbreitung der Mücke vorantreiben werden, prognostizieren die Forschenden. „Mit dieser neuen Arbeit können wir anfangen zu ahnen, wie Umweltveränderungen die Übertragung von Krankheiten wie Dengue und Zika beeinflussen werden“, ergänzt Professor Simon I. Hay von der University of Washington. Er hofft, dass solche Daten auch in zukünftige politische Entscheidungen mit einbezogen werden.
Zukunftsweisende Überwachung
Die Forschenden empfehlen eindringlich für die Zukunft ein entsprechendes System zur Stechmücken-Überwachung und deren Bekämpfung in allen betroffenen europäischen Ländern, mit aufkommenden Aedes albopictus-Populationen zu etablieren. Die weitere Verbreitung von Tigermücken könnte wahrscheinlich dadurch verhindert werden. Da die Tigermücke so gezielt eliminiert werden kann. (vb)
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