Coronavirus: Keine Antikörper bei der Hälfte der Infizierten – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal
Corona: Infizierte häufig ohne Antikörper
Wie weit hat sich das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 bereits verbreitet? Wie viele Menschen haben schon eine COVID-19-Infektion durchgemacht und haben Antikörper gebildet? Zu solchen Fragen laufen derzeit zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen – auch am Universitätsklinikum Jena (UKJ). Die Forschenden berichten nun über überraschende Erkenntnisse.
Weltweit führen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sogenannte Antikörperstudien durch. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Aufschluss über Krankheitsverlauf und Immunität zu geben. Eine Studie aus Deutschland zeigt nun: Bei nur etwa der Hälfte der Infizierten wurden Antikörper gefunden.
Antikörper gegen Corona
Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Webseite erklärt, haben erste Studien „gezeigt, dass Personen nach durchgemachter Infektion spezifische Antikörper (körpereigene Abwehrstoffe) gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 entwickeln, die das Virus in Labortests neutralisieren können“. Doch offenbar sind nur bei relativ wenigen Menschen Antikörper gegen COVID-19 nachweisbar. Dies zeigt auch eine Studie von Forschenden des Universitätsklinikums Jena (UKJ).
Mit sechs verschiedenen Tests gesucht
Laut einer aktuellen Mitteilung leistet die im Mai durch das UKJ begonnene Neustadt-Studie in der Antikörperforschung einen ganz besonderen Beitrag: Aufgrund eines Corona-Ausbruches in Neustadt im März wurden aus dem gesamten Ort sämtliche Einwohnerinnen und Einwohner auf das Virus untersucht, und nicht, wie anderenorts, nur eine Stichprobe mit Abstrichen. Die ersten Ergebnisse der Studie belegten, dass das Coronavirus nicht mehr in Neustadt zirkuliert.
Inzwischen liegen dem Forschungsteam um Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am UKJ, weitere überraschende Erkenntnisse vor. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes wurden auch auf Antikörper getestet.
„Wir waren überrascht, dass die Hälfte der Infizierten, bei denen das Virus 6 Wochen vorher nachgewiesen worden war, keine Antikörpertiter (Titer: Menge bestimmter Antikörper im Blut) aufwiesen, obwohl wir mit sechs verschiedenen Tests danach gesucht haben“, erläutert Prof. Pletz.
„Dieses überraschende Ergebnis wirft viele neue Fragen auf. Offenbar kann man auch bei einem negativen Antikörpertest nicht wirklich ausschließen, dass es vorher eine COVID-Infektion gab“, sagt der Infektiologe.
Keine Immunität nach einer Infektion?
„Wir wissen bislang auch nicht, ob die fehlende Bildung von Antikörpern nach einer COVID-Infektion mit dem Fehlen einer Immunität gleichgesetzt werden kann.“
Hierzu soll jetzt bei den Studienteilnehmenden, die trotz Infektion keine Antikörper gebildet haben, zusätzlich noch nach spezifischen Abwehrzellen gesucht werden. Wie es in der Mitteilung heißt, sind diese langwierigen Analysen, die am UKJ im Institut für Immunologie unter Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Kamradt, durchgeführt werden, umfangreich und dauern noch an.
Ort stand zwei Wochen unter Quarantäne
In Neustadt im südlichen Ilmkreis (Thüringen) leben knapp 1.000 Menschen. Der Ort stand ab 22. März 2020 für zwei Wochen unter Quarantäne. Am Ende dieser Quarantäne waren 49 Infektionen mit SARS-CoV-2 bekannt, zwei der Infizierten verstarben.
Mit einem zehnköpfigen Forschungsteam war Pletz Mitte Mai in Neustadt, nahm von den Teilnehmenden Blut- und Rachenspülwasserproben, befragte sie über Einzelheiten zur Symptomatik und möglichen Exposition mit dem Virus.
Für den kommenden Herbst ist ein zweiter Aufenthalt in Neustadt für weitere Untersuchungen geplant. (ad)
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