„Für Apotheker bringt das E-Rezept viele Vereinfachungen“
Am heutigen Dienstag will die gematik ihre aktualisierten Spezifikationen für das E-Rezept vorlegen. Im Gespräch mit DAZ.online erläutert gematik-Geschäftsführer Markus Leyck Dieken vorab, wie sich die Apotheker im Zuge der Digitalisierung im Gesundheitswesen klug positionieren können und was es mit der umstrittenen „Teilen-Funktion“ in der E-Rezept-App auf sich hat.
DAZ.online: Herr Leyck Dieken, als Geschäftsführer der gematik sind Sie für die weitere Digitalisierung der Arzneimittelversorgung zuständig. Die tägliche Arbeit der Apotheker zeichnet sich bereits heute durch viele digitale Komponenten aus. An welchen Stellen sehen Sie noch Potenzial?
Leyck Dieken: Ich kennen die Abläufe nicht zuletzt durch meine Zeit in der Pharmaindustrie sehr gut. Schon heute gibt es einen hohen Digitalisierungsgrad in den Apotheken. Allerdings ist es wichtig, dass wir in den kommenden Jahren Insellösungen vermeiden. Es darf nicht zu viele Systeme und digitale Angebote für den Patienten im Markt geben. Letztlich sollte es bei Apotheken auf eine Mischung zwischen Vor-Ort-Präsenz und digitalen Möglichkeiten hinauslaufen.
DAZ.online: Wie können digitale Tools in der Apotheke denn aus Ihrer Sicht die Versorgung für den Patienten verbessern?
Leyck Dieken: Der Papier-Medikationsplan war kein Erfolg. Apotheker müssen den Medikationsplan einsehen und mit Informationen über die Selbstmedikation ergänzen können, denn auch OTC-Medikamente haben ein gewisses Risikoprofil. Die Digitalisierung eröffnet uns aber noch andere Chancen in der Arzneimittelversorgung. Beispielsweise ist in einer EU-Richtlinie vorgesehen, dass es für blinde Menschen Beipackzettel auch in digitalen Formaten geben muss. Auch sollten Patienten digital Gesprächstermine mit Apothekern vereinbaren, vorab nach Arzneimitteln suchen und deren Verfügbarkeit erfragen können.
DAZ.online: Kommen wir zum E-Rezept. Welches sind denn die wichtigsten Vorteile von digitalen Verordnungen für den Patienten?
Leyck Dieken: Ich möchte hier zunächst einen Punkt ansprechen, der in der Diskussion bisher viel zu kurz gekommen ist: Die gematik hat beim E-Rezept erstmals interoperable, internationale Standards verwendet und eingeführt. Langfristig gesehen wird das dazu führen, dass Skifahrer aus Deutschland im Winterurlaub in Österreich und der Schweiz ihre E-Rezepte auch dort einlösen können. Eine Einzellösung für Deutschland zu schaffen, wollten wir vermeiden. Das E-Rezept wird nach dem sogenannten FHIR-Standard aufgebaut. Damit kann es in allen mobilen Betriebssystemen angewendet werden und ist anschlussfähig. Zwar müssen in den kommenden Jahren noch Schnittstellen zwischen den Ländern, sogenannte ‚National Contact Points‘, gebaut werden, aber ohne den FHIR-Standard wäre eine internationale Nutzung ausgeschlossen gewesen. Wir bauen also die modernste Version des E-Rezepts. Wenn alles glatt läuft, könnte das E-Rezept in ein paar Jahren international anwendbar sein. Aber auch für Apotheker bringt das E-Rezept viele Vereinfachungen.
DAZ.online: Die wären?
Leyck Dieken: Die Rezeptbearbeitung wird vereinfacht. Der Apotheker bekommt die E-Rezepte vom Kunden entweder elektronisch direkt ins Warenwirtschaftssystem übermittelt oder liest das E-Rezept über einen Scanner ein, der ebenfalls mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden ist. Das vermeidet Eingabefehler, Medienbrüche und letztlich auch Retaxationsfälle. Hinzu kommt die Möglichkeit, Eintragungen in den E-Medikationsplan vorzunehmen. Das erleichtert nicht nur die Arbeit der Apotheker, sondern verbessert auch die Arzneimitteltherapiesicherheit.
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