Spahn-Plan für mehr Transplantationen: Hirntote sollen zu Organspendern werden
Tausende Schwerstkranke in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Doch in den Krankenhäusern tut man sich oft schwer, mögliche Organspender zu identifizieren. Das soll sich ändern.
Hirntote Klinikpatienten sollen in Deutschland verstärkt zu Organspendern werden. Im Bundestag zeichnete sich am Donnerstag breite Unterstützung für Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Gewinnung von mehr Spenderorganen ab. Debattiert wurde eine Änderung des Transplantationsgesetzes.
Spahn erklärt seinen Plan
Spahn erläuterte, die Rolle der Beauftragten für Transplantationen in den Krankenhäusern solle aufgewertet werden. Die entsprechenden Fachleute sollten verstärkt für diese Aufgabe freigestellt werden. Den Krankenhäusern solle dadurch kein finanzieller Nachteil entstehen – die Freistellung solle ihnen bezahlt werden.
Ärzte in Bereitschaft sollten zudem zu jeder Zeit gewährleisten, dass festgestellt wird, wenn bei einem Patienten die Hirnfunktionen ausgefallen sind. Erst dann werden unter Umständen Organe entnommen.
Wichtig sei zudem eine bessere Betreuung der Angehörigen. Auch müssten Empfänger von Organen die Möglichkeit erhalten, bei den Angehörigen des Spenders ihren Dank auszudrücken, ohne dass deren Anonymität verletzt werde.
Lauterbach: "Kliniken mit guter Organisation der Organspende können nur Verluste machen"
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte, heute könnten Kliniken mit einer guten Organisation der Organspende nur Verluste machen. Dies solle sich ändern. Grüne, FDP und Linke unterstützten den Koalitionsentwurf. "Das ist wirklich ein gutes Gesetz, was Sie hier vorlegen", sagte Kirsten Kappert-Gonther von den Grünen.
Auch von der AfD kam prinzipielle Zustimmung, wenn ihr Abgeordneter Axel Gehrke (Afd) auch kritisierte, dass nicht ausreichend klare Regelungen vorgesehen seien etwa zur Festlegung des Hirntods und zur Vermeidung psychischen Drucks auf Angehörige.
Spahn wirbt für "doppelte Widerspruchslösung"
Rund 10.000 Menschen warten hierzulande auf ein Spenderorgan. Deutschland liegt im internationalen Vergleich hinten bei der Gewinnung solcher Organe. Unabhängig von den nun ins Parlament eingebrachten Plänen wird derzeit über Fraktionsgrenzen hinweg auch über neue Organspende-Regeln diskutiert. Bisher sind Entnahmen nur bei ausdrücklich erklärter Zustimmung erlaubt. Spahn wirbt nun für eine "doppelte Widerspruchslösung". Demnach würde automatisch jeder als Spender gelten, außer man sagt Nein. Sonst wären – als doppelte Schranke – Angehörige zu fragen.
Transplantationsmediziner begrüßten die geplante Änderung des Transplantationsgesetzes. "Das Gesetz bietet gute Voraussetzungen, um die Zahlen der Organspende in Deutschland zu erhöhen", sagte
die geschäftsführende Ärztin für die Region Ost der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Christa Wachsmuth, dem MDR-Magazin "Hauptsache Gesund".
Paolo Fornara, Leiter des Nierentransplantationszentrums des Landes Sachsen-Anhalt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, sagte dem Sender: "Deutschland ist bei der Organspende eines der Schlusslichter in Europa und in der Welt." Es bestehe also dringender Handlungsbedarf. "Die Maßnahmen, die jetzt angegangen werden sollen, halte ich für äußerst vernünftig."
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