So viele Krebsfälle wären vermeidbar

Den Daten zufolge gehen 2018 etwa sieben Prozent aller Krebsfälle (30.567) auf Übergewicht zurück. Besonders groß ist der Einfluss demnach bei bösartigen Tumoren der Gebärmutter, der Niere und der Leber. Als übergewichtig galten bei den Berechnungen alle Personen ab einem BMI von 25.

4. Ungesunde Ernährung

Essen beeinflusst auf mehreren Wegen das Krebsrisiko: Zum einen kann es krebserregende Stoffe enthalten, die etwa beim Räuchern und Pökeln von Fleisch entstehen. Daneben trägt eine ausgewogene Ernährung aber auch indirekt zu einem geringeren Krebsrisiko bei, indem sie hilft, ein optimales Gewicht zu halten.

Bei der Definition gesunder Ernährung orientierten sich die Wissenschaftler an den Empfehlungen des World Cancer Research Fund (WCRF). Demnach sollten Erwachsene:

  • mindestens 32 Gramm Ballaststoffe pro Tag essen,
  • täglich mindestens 400 Gramm Obst und nicht stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln zählen nicht) verzehren,
  • Wurst komplett streichen,
  • rotes Fleisch auf weniger als 500 Gramm pro Woche beschränken und
  • weniger als sechs Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen.

Den Schätzungen zufolge gehen 2018 acht Prozent aller Krebserkrankungen (insgesamt 34.162 Fälle) auf eine Ernährung zurück, die diese Regeln verfehlt. Den größten Einfluss haben dabei Ballaststoffmangel, der Verzehr von Wurst sowie ein Mangel an Obst und Gemüse. Salz und rotes Fleisch hingegen trügen nur geringfügig zur Krebslast bei, schreiben die Forscher.

5. Bewegungsmangel

Die Deutschen sind Bewegungsmuffel, das ist schon seit Jahren ein Problem. Um das Krebsrisiko so weit wie möglich zu senken, sollten sich Erwachsene laut WCRF mindestens 150 Minuten die Woche moderat oder intensiv bewegen. Das schafft nur ein Bruchteil. Die Folge sind laut den Schätzungen mehr als 27.000 Krebserkrankungen, etwa sechs Prozent aller Fälle. Die schützende Wirkung von Bewegung ist eng verknüpft mit der einer ausgewogenen Ernährung – sie hilft unter anderem, Übergewicht zu vermeiden und steuert Entzündungen entgegen.

6. Infektionskrankheiten

Für den Nachweis, dass humane Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslösen können, erhielt der deutsche Forscher Harald zur Hausen 2008 den Nobelpreis. Neben HPV kennen Mediziner heute noch eine Reihe weiterer Krankheitserreger, die Krebserkrankungen begünstigen. Dazu zählen das Bakterium Helicobacter Pylori, Hepatitis B und C, HIV sowie das humane Herpesvirus Typ 8.

Alle zusammen führen den Berechnungen zufolge zu etwa fünf Prozent aller Krebsfälle bei Frauen (rund 9900) und drei Prozent aller Krebsfälle bei Männern (rund 7700). Rund 90 Prozent der Erkrankungen gingen auf zwei der analysierten Keime zurück: HPV und Helicobacter Pylori. Vorbeugen lässt sich bei HPV mit Impfungen. Infektionen mit Helicobacter Pylori lassen sich schlecht vermeiden, zusätzlich bleiben sie oft unerkannt. Was helfen würde: Gezielte Tests und Therapien.

Dass der Anteil bei Frauen höher ist als bei Männern, sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Gebärmutterhalskrebs fast immer auf HPV beruht.

7. Umweltfaktoren

Bei diesem Punkt betrachteten die Forscher Umweltfaktoren, die das Krebsrisiko erhöhen und modifiziert werden können. Insgesamt sind ein Prozent aller Krebsfälle (mehr als 5400) auf die betrachteten Faktoren zurückzuführen.

Im Einzelnen:

  • Radon in Innenräumen zählt neben Rauchen zu den wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs. Es zerfällt nach dem Einatmen in der Lunge, wobei radioaktive Strahlung frei wird. Das Edelgas ist in der Erde enthalten und kann über den Untergrund in Gebäude eindringen. Die Belastung ließe sich durch strengere Bauvorschriften reduzieren, schreiben die Forscher. Dadurch hätten 2018 rund 3200 Krebserkrankungen vermieden werden können. (Beim Bundesamt für Strahlenschutz finden Sie eine Deutschlandkarte zur Radonbelastung.)
  • Passivrauch führt den Schätzungen zufolge 2018 zu 309 Lungenkrebsfällen.
  • Beim Feinstaub waren durchschnittlich 23 Prozent der Bevölkerung Konzentrationen ausgesetzt, die über dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwert lagen. Darauf lassen sich den Berechnungen zufolge 2018 insgesamt 1049 Lungenkrebsfälle zurückführen.
  • Häufige Solariumsbesuche erklären 2018 insgesamt 892 Hautkrebsfälle. Der Einfluss der Sonnenstrahlung dürfte deutlich größer sein. Hierzu fehlten den Forschern jedoch repräsentative Daten, die Berechnungen für ganz Deutschland zugelassen hätten.

Fazit: Ein Großteil der vermeidbaren Krebsfälle entsteht durch einen ungesunden Lebensstil, also Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel und einen Hang zu Fastfood statt Vollkornbrot. Das Gute: Diese Punkte lassen sich – im Gegensatz etwa zur Radonbelastung und Infektionen – noch am leichtesten selbst beeinflussen. Trotzdem liefert auch das vorbildlichste Verhalten keinen hundertprozentigen Schutz vor Krebs.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen