Ein Mann lässt sich am Magen operieren – Jahre später hat er einen Gehirnschaden

Mehr oder weniger hilflos wurde der 58-Jährige in die Universitätsklinik von Michigan gebracht. Er konnte sich kaum bewegen, wirkte verwirrt und schwach. Dass etwas mit ihm nicht stimmte, hatte der Patient wohl längst geahnt: Schon vor Jahren waren erst seine Füße taub geworden, dann hatte das Gefühl die Beine erfasst, die ihm immer wieder den Dienst versagten. Irgendwann brauchte er einen Rollator, mit dem er sich von Untersuchung zu Untersuchung schleppte. Die Ärzte stellten Neuropathien fest – Schäden an den Nervenbahnen – und Motorikprobleme. Die Ursache blieb jedoch nebulös.

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„Über die letzten sechs bis zwölf Monate hatte der Patient auch gemerkt, dass er Schwierigkeiten hatte, eine Faust zu ballen, und nicht mehr mit der rechten Hand schreiben konnte“, erinnert sich Imad Btaiche, Arzt an der Universität von Michigan. Er und seine Kollegen fassten die rätselhaften Symptome des Mannes im Fachjournal „Nutrition in Clinical Practice“ zusammen. Weitere Untersuchungen ergaben ein verheerendes Bild: Der Mann wirkte stark mangelernährt, seine Körpertemperatur war auf 30,7 Grad Celsius gefallen, der Blutzuckerspiegel im Keller.

In der Klinik verschlechterte sich sein Zustand weiter, zeitweilig fiel er ins Delirium. Eine Kernspin-Tomografie ergab, dass auch viele Nervenfasern im Gehirn geschädigt waren, die sogenannte weiße Substanz – aber die Muster passten weder zu einem Schlaganfall noch zu Epilepsie. Eine Infektion ließ sich ebenfalls nicht finden – wohl aber ein schwerer Kupfermangel im Blut, der offenbar zu den Nervenschäden und einer generellen Blutarmut geführt hatte.

OP mit Folgen

Ein Detail in der Patientengeschichte ließ die Mediziner aufhorchen: Der Mann hatte bis vor zehn Jahren 160 Kilogramm gewogen. Um endlich abzunehmen, hatte er sich einer Operation unterzogen, einem sogenannten Duodenal Switch. Das Verfahren gilt als sehr effektiv, ist aber risikoreicher als etwa ein Magenband oder Magenbypass. In Deutschland führen Ärzte den Duodenal Switch daher eher selten durch. Dabei wird zum einen der Magen verkleinert, zum anderen der Zwölffingerdarm vom unteren Magenpförtner abgetrennt und erst weiter unten wieder an den Dünndarm angeschlossen. Da der Zwölffingerdarm dem Nahrungsbrei Gallensäuren und andere Sekrete zuleitet, beginnt nach dem Umbau die Verdauung und Nährstoffaufnahme erst auf den letzten Darm-Metern. So werden weniger Kalorien aufgenommen, allerdings auch weniger Spurenelemente wie zum Beispiel Kupfer.

Obwohl der 58-Jährige nach seiner OP diverse Nahrungsergänzungsmittel geschluckt hatte, war er über die Jahre in einen schweren Kupfermangel gerutscht, den die Ärzte nun mit Infusionen therapierten. Doch erst nach einer Reha und Monate später ging es ihm besser.

Adipositas-OPs wie Magenbypass oder Duodenal Switch sind hierzulande den Schwerkranken oder extrem Fettleibigen mit einem Body-Mass-Index von mehr als 40 vorbehalten. Trotzdem steigt die Zahl der Eingriffe seit Jahren. Rund 15.000 pro Jahr sollen es sein, mehr als 100.000 derart Operierte leben in Deutschland. Die Nachsorge ist aufwendig: Regelmäßig müssen die Patienten ihr Blut auf alle möglichen Nährstoffe untersuchen lassen und ein Leben lang Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente schlucken – damit die OP, die den Überfluss an Essen kompensieren soll, nicht im lebensgefährlichen Mangel endet.

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