Die gefährlichsten Keime in Ihrem Zuhause – und wie Sie sich schützen

Manche Erreger haben ein besonders hohes Risiko-Potenzial. Sie führen zu Durchfall, Entzündungen und im schlimmsten Fall zu Blutvergiftung. Dabei handelt es sich nicht um exotische Exemplare, sondern diese Gruselkeime sind Haushaltsmikroben, also in unserer Umgebung anzutreffen. Wer sie kennt, kann sich davor gezielt schützen.

Rund zehn Milliarden Mikroorganismen leben in und auf uns, darunter auch Bakterien, Pilze und Viren. Die meisten der Einzeller sind nicht nur harmlos, sondern nutzen auch der Gesundheit. Doch es gibt unter ihnen auch ein paar Schurken, die „Bad Boys“ unter den Bakterien, die krank machen können – und zwar gefährlich krank. Das gilt vor allem für folgende Erreger, die Mikrobiologe Markus Egert von der Hochschule Furtwangen in seinem Ratgeber „Ein Keim kommt selten allein“ nennt. „Ein Keim kommt selten allein“ von Markus Egert – hier bei Amazon bestellen

Campylobacter: Horror auf dem Hähnchen

Zwar sind Infektionen mit Salmonellen, den Keimen in Hähnchen und Eiern, rückläufig, denn Hühner werden inzwischen standardmäßig gegen diese Bakterien geimpft. Anders ist es jedoch mit Campylobacter, einem anderen Bakterium, mit dem wir uns über Hühnchen, anderes Fleisch und Rohmilch, aber auch durch unsere Haustiere infizieren können. Auch Hühnereier können eine Infektionsquelle sein, wenn sie auf der Schale deutlich sichtbar mit Hühnerkot verunreinigt sind.

Die Bakterien führen in erster Linie zu einem Magen-Darm-Infekt. Die speziellen Antikörper, die der Körper gegen die Keime bildet, können sich manchmal gegen unsere Nervenzellen richten und das sogenannte Guillain-Barré-Syndrom auslösen. Das ist eine autoimmune Erkrankung des peripheren Nervensystems, die zu Lähmungen führen kann.

Die Erkrankungszahlen von Campylobacter-Infektionen steigen rapide an und belaufen sich derzeit auf 70.000 pro Jahr in Deutschland, wie das Robert-Koch-Institut berichtet. Auffällig: Die Campylobacter-Infektion trifft vor allem junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren. Experten vermuten, dass diese Altersgruppe zu wenig über Haushaltshygiene Bescheid weiß.

Wie Sie sich schützen: Achten Sie bei der Zubereitung von Fleisch auf sorgfältige Hygiene. Dazu gehört, dass alles, was mit dem rohen Fleisch in Berührung kommt, gründlich abgewaschen werden muss. Nach der Zubereitung sollten Sie die Hände gründlich waschen. Selbstverständlich sollte Fleisch durchgegart sein, Rohmilch muss abgekocht, verschmutzt Hühnereier gründlich abgewaschen werden.

Escherichia: nur im Darm harmlos

In jedem Gramm Stuhl befinden sich eine Milliarde Escherichia-coli-Zellen. Die Keime sind wichtiger Bestandteil des Mikrobioms im Darm. Außerhalb des Darms können die Keime jedoch Schaden anrichten – am bekanntesten als Auslöser der Blasenentzündung.

Bestimmte Varianten von Escherichia dagegen, wie EHEC, enterohämorrhgaischer E. Coli, können jedoch lebensgefährliche Erkrankungen auslösen. Blutige Durchfälle mit Nierenschäden und in der Spätfolge auch Mini-Schlaganfälle gehen auf ihr Konto. In Deutschland besonders bekannt war der EHEC-Ausbruch 2011, bei dem 53 Menschen starben. Ursache war mit dem Keim kontaminierter Bockshornkleesamen.

Übrigens ist Escherichia auch in deutschen Krankenhäusern anzutreffen. Dort führt er nicht nur zu Blasenentzündungen, sondern auch zu Hirnhautentzündungen beim Säugling oder zu Blutvergiftung.

Wie Sie sich schützen: Achten Sie auf Stuhlhygiene, reinigen Sie sich also nach dem Toilettengang von vorne nach hinten. Waschen Sie sich vor dem essen die Hände. Achten Sie auf Küchenhygiene.

Stapyhlococcus aureus: der Zombie-Keim

Kaum ein anderer, potenziell gefährlicher Keim ist so weit verbreitet wie Stapyhlococcus aureus. Jeder dritte von uns ist Träger, vor allem auf der Nasenschleimhaut fühlt das Bakterium sich wohl. Gerät es über eine offene Wunde ins Blut (etwa durch Griff von der Nase zur Wunde), kann das eine Blutvergiftung auslösen.

Außerdem kann Stapyhlococcus aureus zu einer nekrotisierenden Fasziitis führen. Dabei handelt es sich um eine fortschreitende Entzündung, wobei Gewebe aufgelöst wird. Die Betroffenen verfaulen regelrecht bei lebendigem Leib. Oft stoppt nur noch Amputation die Ausbreitung der Entzündung. Denn das Bakterium hat noch eine weitere, negative Eigenschaft: Es ist häufig multiresistent, also kein Antibiotikum kann es besiegen.

Diese Variante wird als MRSA bezeichnet, die Abkürzung steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Methicillin ist ein Prüf-Antibiotikum. Gegen Bakterien, die auf diesen Wirkstoff nicht ansprechen, sind auch die meisten anderen Antibiotika machtlos. MRSA ist ein bekannter Krankenhauskeim, rund 700.000 Fälle werden vom Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) jährlich verzeichnet, mit europaweit mehr als 33.000 Todesfällen.

Wie Sie sich schützen: Nasenbohren wirkt nicht nur abstoßend. Es ist auch ein Gesundheitsrisiko, weil dabei riskante Keime wie Stapyhlococcus aureus auf den Fingern haften können und weiterverbreitet werden. Verzichten Sie also auf die manuelle Naseninspektion und -ausräumen, benutzen Sie ein Taschentuch. Achten Sie auf gute Handhygiene. Händewaschen ist hier unübertroffen, Seife, Wasser und Einmalhandtuch genügen.

Schimmelpilze: die heimlichen Killer

Nicht zuletzt können Schimmelpilze aus Räumen dem Menschen gefährlich werden. Sie wuchern nicht nur deutlich sichtbar in Fliesenfugen und den Ecken in der Dusche, sondern oft auch hinter Schränken und Bildern, senden ihre Sporen in die Luft. Beim einatmen infizieren sie den Menschen. Wer in seiner Wohnung öfter unter brennenden Augen leidet und die Nase läuft, obwohl kein Infekt oder Heuschnupfen vorliegt, könnte Schimmelpilze haben.

Rund 1,5 Millionen Todesfälle pro Jahr gibt es durch Schimmelpilze weltweit, wie eine schottische Studie ergab. Die gefährlichsten Vertreter der Gattung sind Kryptokokken, Candida, Gießkannenschimmel und Pneumocystis. Sie können sich unter anderem in der Lunge festsetzen und dort zu einer lebensgefährlichen Entzündung führen.

Wie Sie sich schützen: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Wohnung gut durchlüftet ist. Das bedeutet im Winter etwa: Dreimal täglich Stoßlüften je fünf Minuten. Sind Räume feucht, ist Heizlüften eine gute Option, die Feuchtigkeit zu vertreiben, oder (etwas energiesparender) ein Luftentfeuchter.


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